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Medical Comics/Graphic Medicine

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Comics (graphic fiction) stellen eine eigene, über Jahrzehnte gewachsene und sich weiter entwickelnde Kunstform dar, die der Literatur zugerechnet werden kann. Zeichnungen werden je nach Situation mit Wörtern, Sätzen oder Texten kombiniert.

Sie können zu einer umfassenden Bildgeschichte entwickelt werden oder für sich allein stehen. Die nunmehrige Themenvielfalt und die unterschiedlichen Darstellungsformen schaffen Angebote für verschiedene Altersstufen, Interessen und Professionen. Was den Inhalt betrifft, so steht eine breite Palette zur Verfügung: Wissen vermitteln, Probleme veranschaulichen, anklagen, Lösungen anbieten, Wege aufzeigen, sich mitteilen, Hoffnung und Trost spenden.

Ab etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts sind uns Comics in der heute geläufigen Bildform bekannt. Vielfach wurden mit Comics subversive Tendenzen ausgedrückt, man agierte im Untergrund. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts entwickelten sich Comics zum Massenphänomen mit breitem Spektrum von Fantasy bis Superheros.

In die Medizin haben Comics (graphical medical narratives) schon vor längerem Einzug gehalten. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts waren beispielsweise medizinhistorische Themen populär. Man stilisierte Ärztinnen und Ärzte oder Pflegepersonen zu Heldinnen und Helden (etwa Florence Nightingale oder Robert Koch). Durch das Erzählen ihres Wirkens konnte man Wissenschaft vermitteln, aber auch mit medizinischen Erkenntnissen – etwa aus dem Bereich der Hygiene – Menschen schulen (Hansen, 2004). Dieser Zugang wird durch aktuelle Publikationen erneut aufgegriffen (Barr, 2018).

Der Ausdruck Graphic Medicine wurde vom britischen Arzt und Künstler Ian Williams geprägt. Darunter versteht man die Verwendung von Comics als Sujet im Gesundheitswesen. Viele Initiativen werden seit 2007 unter diesem Begriff subsumiert (graphicmedicine.org). Ian Williams steht für den Aufschwung der Medical Comics und fördert deren Rezeption. Ein Meilenstein auf diesem Weg war der in der renommierten Zeitschrift Annals of Internal Medicine (Sonderheft medical error) erschienene Artikel Missed it – eine Bildgeschichte zum Thema Behandlungsfehler mit Todesfolge (Green et al., 2013).

Das 2015 veröffentlichte Graphic Medicine Manifesto (Czerwiec et al., 2015) als Kombination von wissenschaftlichen Aufsätzen mit visuellen Erzählungen und einer Schlussfolgerung in Comic-Form legte einen Grundstein für die Etablierung der grafischen Medizin als neues Forschungsfeld.

Der Wert von Medical Comics im direkten Umgang mit Patientinnen und Patienten ist mittlerweile unumstritten. Gerade auch Kinder und Jugendliche bzw. Personen mit sprachlichen Barrieren können so angesprochen. Abbildungen werden für die unmittelbare Betreuung, aber auch für Schulungen und zu Informationszwecken verwendet (Houts et al., 2006). Aktuelles Beispiel dafür ist ein Comic zur PatientInnen-Aufklärung über eine Herzkatheteruntersuchung an der Charité Berlin (Brecht et al., 2016), der nachgewiesenermaßen das Wissen über den Eingriff verbesserte und Angst reduzierte (Brand et al., 2019).

Ein stetig wachsender Bereich sind Krankengeschichten aus Sichtweise der Patientinnen und Patienten (graphic pathographies). Betroffene teilen dabei ihre Erfahrung mit einer Erkrankung. Dadurch können beispielsweise Personen, die vielleicht unmittelbar am Beginn der Auseinandersetzung mit einer chronischen Erkrankung stehen, frühzeitig erreicht und unterstützt werden. Es können dabei Wissen über ein Krankheitsbild, den möglichen Umgang sowie damit einhergehenden Emotionen vermittelt werden. Dieses Angebot soll die Erkrankten selbst, aber auch deren Umfeld erreichen (Lindsay, 2018; Acocella, 2009; Fies, 2006). Umgesetzt wird dieser Zugang auch bei allgemeinen Ratgebern (Chast, 2015; Evans, 2014).

Für im Gesundheitswesen tätige Personen gibt es ebenfalls Angebote, die unterschiedlichste Problembereiche skizzieren (Williams 2018; Czerwieck, 2017; Ferrier, 2012).

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